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Album von Georg Grünhagen

  Die Geschichte der, nach Ostpreußen abgewanderten, Söhne Georg und Ernst des Hermannsburger Pastors Christoph Grünhagen läßt sich gut verfolgen weil die Nachkommen von Georg das Album, das er 1634 anfing, mit Widmungen seiner Freunde, Lehrer, Familie und Reisebekanntschaften zu füllen, so sorgsam gehütet und als Chronik weiter benutzt haben.  
             
  Album Georg Grünhagen   Das Album ist großartig erhalten, der Einband ist aus schwarzem Leder mit Goldornamenten, auch auf der Rückseite. Seine Initialen GG werden ergänzt durch die Jahreszahl 1634.
Es enthält etwa 130 Widmungen von 1634 bis 1650, und es enthält nicht nur seinen erstaunlichen Reiseverlauf, sondern gibt auch Auskunft über seinen hohen Bildungsstand.
 
             
 

Eine der ersten Eintragungen im Album von Georg Grünhagen von 17 April 1634.

  Eintragung 17 April 1634  
             
  Hebräisch - Arabisch   Die Inschriften sind überwiegend in Latein, aber auch in Griechisch und Hebräisch, sogar in Arabisch.
             
 
Er ist zum Beispiel mit Samuel Scheidt zusammengetroffen, der ihm einen Kanon in sein Buch schrieb. Dieser berühmte Komponist und Orgelmeister (1587-1654) schrieb unter anderem das erste deutsche Choralbuch für Gemeindegesang und gehört zu den großen Meistern der Kirchenmusik.
  Kanon von Samuel Scheidt  
             
  Aufwendige Illustration   Auch aufwendige Illustrationen zieren das Album.  
             
  Die letzte Eintragung (Widmung) kann nur von seiner ersten Frau sein, von der man ohne diese Worte nichts hätte ahnen können. Es ist nicht unmöglich, daß er sie schon vor Danzig geheiratet hat, zum Beispiel in Elbing, seiner vorletzten Station. Sie schrieb am 6. Januar 1650:  
 
"woll geboren darzu auch woll gefreyt.
Christlich gelebt und sehlig abgescheidt.
Ist ia das höchste Gutt in dieser welt.
So ich lob und liebe vor alles Geld.
Gott in deinem Hertzen die Liebste im Arm
Vertreibt viel Schmertzen und machet fein warm.
Zu ehren und stetem gedächtniß
schrib dieses ihrem hertzliebsten
Anna Lomans, m(anu) propria (eigenhändig)
Dantzig den
6. Januarius
Anno 1650"
Das heißt, sie hat alles selbst geschrieben und hatte die entsprechende Bildung.
  Eintrag von Georgs Frau am 6 Januar 1650  
             
  Das Album wurde erst 1681 wieder in Benutzung genommen von Georgs Sohn Johann Georg, und von da ab gibt es Familieneintragungen, angefangen mit seiner eigenen Eheschließung:  
  Erster Eintrag von Georgs Sohn Johann Georg   "Anno 1681 den 22.April bin ich Johan George Grünhagen. Nebst Meiner Ehe Frauen Cattarini Seeligen Herrn Lorentz Grimmen nach gelassen Tochter. In den Standt der Heyligen Ehe ein getretten. warinnen der Allmächtige von Obenherab Seinen Heyligen Seegen Mittheilen wolle. und diesen unsern Ehstandt so gesegne damit es möge gereichen bis ins tausendste gliedt. warzu nochmahlen die Heylige Hochgelobte Dreyfaltickeit seinen Seegen geben wolle Amen"  
             
  Nach Johann Georgs Tod übernahm sein Sohn Johann Ernst das Album. Seine erste Eintragung galt seinem Vater, geschrieben 10 Monate nach seinem Tode:  
 

"den 20. Maji 1708 nahe 1 Uhr ist mein seel. Vater Vormittag von dieser Welt geschieden seines Alters 49 Jahr etzliche Monaht. Er hat von ao 1693 als KellerMeister und von ao 1699 als KellerMeister und Korn Schreiber zugleich Sr Königl May(este)tt in Preussen Dienste gethan..."
  Erster Eintrag von Johann Georgs Sohn Johann Ernst  
             
  Ein Jahr später dokumentierte er den Tod der Großmutter geb. Büsing und des Bruders Friedrich, der an der Pest starb:  
  Tot der Großmutter   "den 11. Martii 1709 ist meine seel(ige) Fr(au) Groß Mutter väterlicher Seite, Fr(au) Anna Grünhagin gebohrne Büsingin gestorben am Schlagfluß ihres Alters 89 Jahr, sie ist 5 Kinder rechte Mutter und 18 Kinder Groß Mutter gewesen, von welchen letztern sie 7 lebend, als 6 auf unserm hause und 1 in Thorn hinterlassen, die übrigen sind vor ihr gestorben."  
             
  Über seine Hochzeit mit Maria Louise Harveck schrieb er:  
 
"Anno 1718 den 30. Martii bin ich mit des Herrn George Harvecks ältester Jungfer Tochter Maria Lovisa ehelich copuliret worden: Gott der Allmächtige hat mir einen recht liebens würdigen Ehegatten bescheret und haben wir beyde recht friedlich und von hertzen vergnügt mit einander aber leider nicht lange gelebet, denn es hat Gott dem Allmächtigen gefallen sie in ihrem ersten Kind-Bette den 21. July 1719 gegen Ein Uhr Mittages von dieser Welt abzufordern." Dem folgt ein Nachtrag: "der Sohn ist durch die Pocken gefolget d. 11. Octbr. 1723"
  Hochzeit mit Maria Louise  
             
  Einige Monate später starb seine Mutter Catharina Grimm:  
      "Anno 1718 den 20. July Nach-Mittage umb 3 Uhr ist meine seel Mutter in dem Herrn seel(ig) entschlafen, sie hat geheißen Catharina Grimmin und ihr Alter, welches voller Angst und Mühe gewesen, biß ins 67te Jahr gebracht."  
             
  Johann Friedrich, der einzige überlebende Sohn beschließt das Album mit dem Bericht über den Tod seines Vaters Johann Ernst:  
 
"D(en) 1t Jan 1765 hat es dem allmächtigen Gott gefallen, meinen sehr ehrwürdigen Vater Herrn Johann Ernst Grünhagen, von dieser Welt im 80. Jahr abzufordern. Er ist gebohren d 23. Nov 1685, hat a1s Regiments-Quartier Meister beym Infanterie Regiment V. Roeder bis zu Ende der Campagne am Rhein Dienste gethan, nachher auf seinem Land-Guthe Mollehnen, nahe dem Guthe Laptau viele Jahre gelebet, und endlich sein Leben in der Stadt Königsberg ruhig bey allmäliger Entkräfftung, ohne große Krankheit, indem er sich des Abends vorher, geklaget, und den Morgen drauf, um 7 Uhr schon aufgelöst worden, beschlossen. Da er so unvermuthet gestorben, habe ich ihn bey seinem seeligen Ende, meine Pflicht nicht bezeigen können, weil ich 15 Meilen von ihm getrennet bin, und in Gumbinnen bey der Krieges und Domainen-Kammer als Secretaire diene. So lange ich aber lebe, soll sein frommer Wandel vor Gott und seine Rechtschaffenheit gegen Jedermann, die Richtschnur meines Lebens seyn, und wie er mich väterlich geleitet hat, so will ich unter Anruffung und Beystand des Allmächtigen Gottes meine Kinder leiten, und das erbe von Kinder auf Kindes Kinder! Dazu verhelfe uns der barmherzige Gott, der Vater, Sohn und heiliger Geist. Amen.
Gumbinnen in Preußisch Lithauen d 20t Jan 1765.
Johann Friedrich Grünhagen"
 

Eintrag Johann Friedrich, Seite1

Eintrag Johann Friedrich, Seite2

 
             
  Dem Buch ist noch ein beidseitiges beschriebenes Einzelblatt mit Familiennachrichten hinzugefügt worden:  
             
 
Einzelblatt mit Familiennachrichten von 1629 - 1724.
(Zeilengleiche Transskription des beidseitig beschriebenen Blattes.)

(Vorderseite:)
Anno 1629 ist gestorben unser Elter Vater Goßmütterlicher linie
mit Nahmen Dominus Christophorus Grunge weiland Diener am Wort
Gottes Zu Betzendorf 2 unnd am Lüneburg. post huius obi-
tum in officio successit Filius ejusdem nominis.
Anno 31 postridie Excidii Magdeburgi (ohngefehr den 10 oder 11 Maii) starb
unser Elter Vater väterlicher Linie, seelig Dominus Georgius Grünhagen,
oberster ältester Prediger in der fürstlichen Residentz Stadt Zell, ein fast
abgelebter Wohlbedienter Mann des heiligen Predigambts, welcher zu Her-
mansburg, erstlich (da jetzo sein Sohn Christophorus Grünhagen
mein lieber Vater Pastor ißt.) 10 Jahr ein Diener Gottes gewesen,
von daran ist er nachmahls 3 meil davon nach Zell vociret, woselbst
er auch folgends bey 34 Jahr die Herde Christi treulich geweidet.
Aetatis suae 73 Jahr.
Anno 33 im Martio starb am Brunnen unser Großmutter Schwester
Anna (herrn Christophori Fischbeck Pastor Zu Nettelnkamp eheliche
Hausfrau) Zu samt einem Kinde. u(nd) ihrer Schwiegermutter
Anno 33 Circa Martinum. starb in Ueltzen (denn sie sich nach abster-
ben ihres Mannes von Zell dahin zu ihren lieben Kindern begeben,
welche daselbst wohnhaftig, als 2 Töchter die alle beyde Prediger drin-
nen haben, und ein Sohn, der bürgerliche Nahrung treibt) unser
Elter Mutter von Großväterlicher Seite mit Nahmen Gertrud Teckeln-
burg herrn Jurgen Grünhagen seelig nachgelassene Witwe.

(Rückseite:)
Anno 1641 den 28 Decembris ist unser seeliger Großvater, der weyland wohl
Ehrwürdige wohlgelahrte herr Christophorus Grünhagen da Er Zu Hermansburg
in unsers seeligen Vaters Patria 28 Jahr ein getreuer und wohl verdienter
Seelen hirte gewesen eines natürlichen Todes santft und seelig
in Gott dem herrn entschlafen.
Anno 1642 den 2 Januarii ist die EhrenTugendsahme Frau Dorothea
Grungin unsere liebe GroßMutter kurtz nach dem seeligen Großvater
sanft und seelig gestorben, und sind beyde auf einen Tag hernach zu-
sammen begraben.
Auf diese Weise hats der seelige Vater selbst beschrieben.

(neue Schrift:)
Unser GroßVater hatt George Grünhagen geheißen
und ist in Dantzig gestorben ohngefehr anno 1664.
Mein Vater hatt Johann George Grünhagen ge-
heißen und ist in Königsberg gestorben den
20. Maji 1708; seine 7 Söhne heißen, George,
Johann Ernst, Jacob (+), Reinhold, Carl (+), Friedrich (+),
Daniel
Unsere GroßMutter hatt Anna Büsingin ge-
heißen ist gestorben in Dantzig anno 1708 im August
aetatis suae 88 Jahr.
Scripsit den 6. Novembris 1724. JE Grünhagen (manu propria)
aetatis 31.
 

 

 

Einzelblatt Seite 1

 

 

 

Einzelblatt Seite 2

 
             
     
             
          Text: Ruth Grünhagen.
Transkription: unbekannt.
 
             
  Das Album ist jetzt im Besitz von Ernst-Otto Sommerer, einem Nachfahren Georgs.  

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